Durst nach der guten Nachricht – Zum Beispiel Kamerun

Im großen Schlagschatten, den Putins mörderischer Angriffskrieg über die Welt legt, gehen gute Nachrichten fast unter. Und Hilfe ist dieser Tage gleichbedeutend mit Ukraine-Hilfe. Verständlich und gut so!

Aber der Durst nach guter Nachricht zehrt auch an unseren seelischen Ressourcen. Die Hoffnung braucht eine wenig Futter. Daher an dieser Stelle eine Geschichte aus dem westlichen Ammersee-Gebiet und zugleich aus West-Afrika.

Die Geschichte von Anfang an:  Eine junge Frau aus Kamerun, Clémence, kommt als „Aupair“ nach Deutschland in den Landkreis Starnberg. Mit ihren Bildungsabschlüssen, Abitur und Studiensemster in Kamerun, erhält sie nach der Aupair-Zeit einen Studienplatz für Jura an der LMU in München. Die deutsche Sprache ist für sie jedoch zu schwierig. Sie entscheidet sich für einen praktischen medizinischen Beruf. Sie wird zur Chirurgisch-Technischen Assistentin ausgebildet. Sehr geschätzt assistiert sie viele Jahre bei Operationen in den Kreiskrankenhäusern Seefeld und Landsberg. Und es kommt wie es kommen musste. Clémence verliebt sich, gründet eine Familie mit Bernd und wohnt nun mit zwei Töchtern, die in Starnberg geboren wurden, nahe am Ammersee in Windach.

Ihre Herkunft aus Afrika vergisst sie nie. Sie kennt die bittere Armut von Familien, alleinstehenden Frauen und alten Menschen. Sie kennt die Perspektivlosigkeit für Kinder und Jugendliche in ihrem Heimatland in Westafrika. Sie entschließt sich zu helfen. Mit Gleichgesinnten, einem Team aus Afrikanern und Deutschen, gründet sie Ende 2019 den Verein Wings for Africa.

Anlässlich eines Pressegespräch am 30. März 2022 am großen Ratstisch im Schloss von Windach begrüßte die Vorsitzende von Wings for Africa, Clémence Labrentz, zunächst den Bürgermeister der Gemeinde Richard Michl und die Vertreter der Presse. Zusammen mit den Vorstandsmitgliedern Dr. Carlos Weber und Ruth Paulig stellte sie die ersten Erfolge vor. Die Projekte sind im Westen von Kamerun angesiedelt. Ein erfolgreiches Gartenprojekt/Gemüseanbau half die brennende Armut etlicher Familien zu lindern. Die Dorfgemeinschaft von Banekane (bei Bangangte) stellte kürzlich weitere Flächen bereit, um mehr bedürftigen Familien (die meisten alleinerziehende Frauen und Kinder) helfen zu können. Nachhaltige Kleintierhaltung von Hühnern und Ziegen ist in Vorbereitung. Ein Berufsschulprojekt nahe der Hauptstadt Yaoundé befindet sich im Aufbau.

Dank einer Förderung durch die Bayerische Staatskanzlei gelang es im letzten halben Jahr ein großes und doch kostengünstiges Schulgebäude zu errichten. Der Bau wurde im Februar 2022 abgeschlossen. Derzeit laufen bei weiteren Organisationen Förderanträge für die Ausstattung der ersten Werkstätten, einer Schreinerei, einer Elektro-/ Solarwerkstatt und einer Schneiderei. Ein Brunnen wird gebaut und für die sanitäre Ausstattung gesorgt. Erste Einstellungsgespräche mit möglichen Lehrerinnen und Lehrern wurden geführt. Die Genehmigung der Schule für mehr als zehn Ausbildungsberufe erteilte das zuständige Kameruner Ministerium. Einzelne Ausbildungsbereiche werden künftig Schritt für Schritt – nach Marktorientierung und im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten – ausgebaut werden.

Mittelfristig ist es wichtig, so Ruth Paulig aus Dießen, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit von Wings for Africa kümmert,  in den Werkstätten Produkte für den Verkauf zu produzieren, Dienstleistungen anzubieten und zunehmend eigene Einnahmen für die Schule zu gernerieren.

Ab Mai  `22 können sich erste Schülerinnen und Schüler anmelden. Im Juli soll die Schule mit einem kleinen Festakt offiziell eröffnet werden. Das Trainingszentrum mit dem Namen CLEAU HOPE CENTER soll ein Projekt für Hoffnung und Chancen werden. Statt Abwanderung junger arbeitsloser Männer und Frauen in die Städte, wo gelegentliche Hilfsjobs warten aber auch die Gefahr in Kriminalität oder Prostitution abzugleiten, sollen neue Wege geöffnet werden. Mädchen und Jungen sollen gleichermaßen Ausbildungsangebote erhalten. Mit einer Ausbildung in handwerklichen Berufen und erworbenen Fachkenntnissen können Jugendliche eine Arbeit in Unternehmen oder als Selbstständige finden und so der Armut entkommen. Sie können Perspektiven entwickeln und ein selbstbestimmtes Leben in ihrer Heimat aufbauen. Hoffnung braucht mindestens ein wenig festen Grund.

Clémence sagt, sie möchte Menschen dazu einladen, mit kleinen und größeren Spenden einen Beitrag zur Unterstützung dieses Projekts beizutragen. Vorrangig geht es darum, die laufenden Kosten für den Einstieg in den Schulbetrieb aufzubringen. Mit monatlichen Beiträgen können allgemeine Schulpatenschaften oder auch persönliche Patenschaften für die Jugendlichen übernommen werden. Auch einmalige Spenden sind willkommen.

Das viel zitiere Kästner-Zitat >> Es gibt nichts Gutes, außer man tut es<< 
stimmt weltweit, am Ammersee und in Äquatorial-Afrika.

Author:
Claus-Peter Lieckfeld